Prof. Paul von Schilhawsky

Prof. Paul von Schilhawsky

Pianist, Dirigent und Professor
- Musiker von hohem Rang und internationalem Rénommée

geboren in Salzburg - † 1995 in Paris
bis 1979 Rektor des Mozarteums Salzburg
bis 1982 Leiter der Sommerakademie Salzburg und der Meisterkurse für Deutsches Lied

Zunächst ein aussagekräftiges Zitat des fortschrittlichen Pädagogen Paul von Schilhawsky:

(Paul von Schilhawsky in einem Interview mit der Zeitschrift "Jugend musiziert" im September 1991).

"Sänger mit Profil herauszubilden wird am besten dadurch geschehen, dass wir die in jedem Menschen vorhandene Persönlichkeit eher wecken als sie zu unterdrücken.
Die jungen Sänger und Sängerinnen neigen dazu, sich zu unterschätzen. Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass man etwas Besseres herausbringt, wenn man sie unter Druck setzt.
Das Maximale geben sie nur, wenn es aus der Freude kommt. Diese Freude müsste man ihnen nicht nur erlauben, sondern ihnen beibringen. Sie dürfen nicht immer das Gefühl haben, nur für Prüfungen zu lernen.
Man müsste versuchen, den jungen Leuten den Rücken zu stärken, ihre geistigen Interessen zu fördern, ihre künstlerischen Möglichkeiten zu steigern. Da würden sie sich wohlfühlen und bereiter sein, Widerstand zu leisten und sich nicht nur als Puppen führen zu lassen.
Sie sollten stilistisch und eben auch musikhistorisch allgemein so gebildet sein, dass sie begründen können, was sie wollen, dass sie ihre Auffassung in klaren Worten ausdrücken können".


EIN DANKESCHÖN FÜR PROF. PAUL VON SCHILHAWSKY


Ein Erfahrungsbericht von Petra Wolf-Perraudin:

Prof. Schilhawsky war der erste neue Eindruck außerhalb meiner Erfahrungen in der musikalisch eher strengen Ausrichtung der bisherigen Lehrinstitution und daher wahrscheinlich der wichtigste und prägendste.
In der Liedinterpretation wollte ich den bisherigen Erfahrungsschatz erweitern, und ich sah die Notwendigkeit, mich "frei zu machen" von der Perspektive bisheriger regierender, musikalischer Eingleisigkeit und strengen Fachimmanenz einer ", wie ich damals empfand, eher engen Lehrmeinung.

Ich brauchte Freiheit in der Interpretation von Wort und Ton und ein "Handwerkszeug" der künstlerischen Mittel dazu. Gefördert durch meinen besonders geschätzten Hochschullehrer der Sprecherziehung, Prof. Willy Schlingplässer, aus der Schule der Sprecherlegende Eduard Marcks, war ich empfänglich für die Vielfalt interpretatorischer Mittel, besonders in der Lyrik.

Ich suchte jene Freiheit, die ich hier seitens der Sprechinterpretation sehr wohl empfinden und lernen durfte - nach neuen Inspirationen, die sich auf die Interpretation des klassischen Liedes ins Musikalische übertragen ließen. Die beiden Gattungen, Sprechlyrik und Gesangslyrik, hatten starke Gemeinsamkeiten. Mein Gefühl für die Musik sagte mir, mich auf die Suche zu begeben. Etwa zwei Jahre vor meinem Studienabschluss erhielt ich einen Tipp und machte ich mich dann auf nach Salzburg.

Zu meiner Überraschung fand ich Anregung im Lehrangebot der Meisterklassen - von etwas bislang nicht Erahnten: Prof. Paul von Schilhawsky, einen feinsinnigen Salzburger und hochsensiblen Menschen, einen Vollblut-Musiker, musikalischen Freidenker, Kenner und großartigen Pädagogen.

Er erzählte schillernd, charmant und amüsant über Komponist und Werktreue, Dichtkunst, Zusammenhänge der Komposition im Gesamtwerk, über den Einsatz interpretatorischer Mittel.
Jede eigenhändige pianistische Kostprobe war für mich eine musikalische Offenbarung.
Dieser Mann beherrschte ein einmaliges "Orchestrales Klavierspiel" ohne gleichen.
Das bedeutet, er konnte mit seinem geliebten Bösendörfer-Flügel ein Klangfarben-Spektrum zaubern, mit dem sich sofort eine orchestral-instrumentale Vorstellung des Klanges assoziieren ließ.
Für mich war es fast unglaublich, was ich dort erleben konnte:
eine faszinierende Musik mit enthusiastischem Einsatz und motivierender Freude am Spiel. Einfach einmalig!

Bei Professor Paul von Schilhawsky kam Vieles zusammen:
Ein humanistisch hochgebildeter Mann mit eleganter Erscheinung, wahrscheinlich aus einer höheren Bildungsschicht, feinsinniger Pianist mit solistischer Karriere, der - wie er mir erzählte - in seiner Laufbahn auch für Richard Strauss Klavier gespielt hat und ihn künstlerisch kannte - dazu gesellte sich die Dirigentenlaufbahn mit Theatererfahrung als Direktor des Salzburger Landestheaters, und zu guter Letzt die Position als Leiter der Direktion des Mozarteums sowie der internationalen Sommerakademie Mozarteum Salzburg.

Ich bin später noch mehrfach zu seinen Meisterklassen nach Salzburg gefahren, manchmal auch mit befreundeten Kollegen. Es war immer ein großartiges, bereicherndes Erlebnis, denn es war auch neben der inhaltlich kompetenten und lehrreichen Ebene eine sehr aufbauende Zeit aufgrund Schilhawskys außerordentlich ausgeprägter Sensibilität für das Empfinden einer jungen Musikerseele.

Nachträglich wurde mir klar: alles was mir heute an der Liedinterpretation wichtig ist, die musikalische auskostende Bandbreite, sowie das anspruchsvolle Ohr für den pianistischen Ausdruck habe ich durch diesen hervorragenden Lehrmeister erworben, der dazu ein außerordentlicher Meister war - ein genialer Musiker.

Das klassische Lied hat seit Schilhawsky einen hohen Stellenwert für mich, der bis heute wuchs.
Mit Professor Schilhawsky arbeitete ich bis 1984.
Seine Klaviereinspielungen sind immer wieder ein großes Erlebnis.