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„Belcanto“- Gesang – ja oder nein?
… eine Frage, die detailliert nicht schnell beantwortet werden kann.
Belcanto ist eine Kunstform des klassischen Gesanges, die sich im Laufe der italienischen Opern-Geschichte entwickelt und immer wieder verändert hat.
Der Gesangsstil und das Klangergebnis kann benannt, jedoch nicht über den „Prototyp“ eines Klang-Ergebnisses, Sängers oder Gesangs-Ergebnisses gespiegelt werden.
Es existiert eine Vielzahl begrifflicher Interpretationsversuche – jeder in seinem Urteilsrahmen, seinem individuellen Ergebnis aus der Summe seiner eigenen Erfahrungen bzw. Professionalität, was seit den 70ern des vergangenen Jahrhunderts fachlich diesbezüglich zu einem „Tauziehen“ vor allem in der mitteleuropäischen Fachwelt geführt hat – frei nach dem Motto: “Nichts Genaues weiß man nicht“.
Wir befinden uns in dem Bereich der Hör-Rezeption, der Analyse eines Höreindrucks von Gesangseigenschaften, die einer musikalischen Interpretationsform seriöser, klassischer Kunstausübung und einer darstellenden Form des Gesanges gegenübersteht.
Das erklärt, warum eine übergroße Anzahl von individuellen Annahmen, Vermutungen und Auslegungen auch in der Gesangs-Fachwelt existiert.
Sehr verwirrend für den Fragenden, wenn man ohne Fach-Kompetenz vor den Fragen steht und sehr bereichernd, wenn es Erklärungen gibt, die hier „Greifbarkeit“ und Erkenntnis bringen.
Allein der Kontext kultureller und regional bedingter Entwicklungen dieser Kunstform, weg von der zentral-traditionellen Linie Italienischer Schule, brachte sehr unterschiedliche Auffassungs- und Klangergebnisse sowie Erscheinungsformen ihrer Protagonisten und musikalischen Ausführungsmodi mit sich.
„Schwammige“ Theorie und diffuse Vorstellung bei hörbaren gesanglichen Eigenschaften und überzeugendem Klangergebnis waren für die Opernsängerin Petra Wolf-Perraudin Grund genug, sich über Jahre – zunächst als Gesangs-Studentin, dann als „forschende“ Sängerin und spätere Stimmfachfrau – quasi lebenslang und kontinuierlich in einen Lern- und Studienprozess zu begeben … für Klarheit, den Kern der Sache, der sich hinter dieser Kunstform verbirgt und sie fühlbar und erkennbar macht.
Wolf-Perraudin ließ sich von ihrem Sängerinstinkt leiten.
Es war die Wahrnehmung von krassen Qualitätsunterschieden, Fehlauffassungen und kontrastreich-rüden Erarbeitungsmethoden, die sie für den Umgang mit der Stimme und ihrer Ausführungspraxis immer wieder auf die Suche nach Klärung brachte …
Die Neugier für Stimmfeinheiten und Gesang wuchs seit der Kinderzeit – in der Erfahrung mit dem Gesang.
Die Intensität des Wissensdurstes verstärkte sich mit jeder neuen erfolgreichen Erkenntnis in der Gesangspraxis mit dem Eintauchen in das Gebiet der Klassischen Musik.
Zum Aufbau der ‚Musiker-Sängerin’ seit der Kindheit gehörte:
-
- Musikalische Großeltern, denen selber der Wert der musischen und musikalischen Seite des Menschen lebenswichtig war und Eltern, die in ihren Kindern diese Überzeugung förderten.
- Die Vermittlung ästhetischer Klangziele zweier motivierender, hoch-engagierter Chorleiter mit jahrelanger intensiver Rundfunkchor- sowie Kirchenmusik-Praxis mit einer frühen, sensibilisierenden Hörschulung
- Stark motivierender Klavierunterricht und strenges Heranführen an die Umsetzung der Musik durch einen engagierten Kirchenmusiker.
- Eine intensive Musik-Ausbildung auf einem traditionell musisch gelagerten Gymnasium mit Angebot eines fantastischen Musikunterrichts eines berufenen Pädagogen und überzeugenden Kirchenmusikers. Der Unterricht erfolgte auf einem Niveau, das direkt zum Musikstudium führte.
- Als Gesangs-Studentin: Wissenszuwachs und Musikpraxis, Erfahrungsvergleich von Klangergebnissen nach dem Ursache-Wirkungsprinzip äußerst kompetent vermittelt.
- Das Streben nach vokalem Erkenntnis-Gewinn entstand durch die überzeugende Fachkompetenz und Vermittlung fachlicher Kapazitäten eindrucksvoller Persönlichkeiten – im
- Erlernen und vergleichen unterschiedlichster vokaler Techniken – über Jahrzehnte.
Als Sängerin erfuhr Wolf-Perraudin die Unterschiede der Stimm-Produktion qualitativ und im kollegialen „Nebeneinander“ sozusagen unmittelbar – sowie die Umsetzung dieser Kunstform Belcanto, von der „in diesen geographischen Breiten“ nur Spärliches bekannt war.
Ihre positiven, vielschichtigen Erfahrungen mit lehrenden Künstler-Kapazitäten, die viel Wertvolles zu sagen hatten und konstruktiv weiter brachten, finden im Sänger-Journal (Link!) Würdigung.
Ganz anders die beruflichen Begegnungen, auf die sie unvorbereitet traf: z.B. die „hartnäckige Fehlsichtigkeit“ musikalisch Leitender, die ihre Mangelkenntnis selbstherrlich zur oberen Prämisse und Tugend ihres „Wirkungsbereichs“ erklärten. Diese Vertreter fuhren mit ihren Bestrebungen ähnlich wie mit einem „Tunnelblick“, „ungebremst gegen die Wand“ – in masochistischer, autoritärer und selbstbegrenzender Weise.
Die Folge … selbstherrliche Fehlauffassungen und erzwungene Falschresultate in der musikalischen Aufführungspraxis der Gesangsleistung – wider besseren Wissens, ohne Raum für kritische Betrachtung, Einsicht, Erkenntnis oder Spielraum einer möglichen Entwicklungschance – „Lernen“ genannt.
Traurig aber wahr, dass diese beschriebenen Tatsachen einer demonstrativen Aversion schließlich sogar im „Outen“ eines bekennenden „Belcanto-Hassers“ gipfelten, der sich aus eigenem Unwissen heraus bei vollem Bewusstsein entschloss, sich von dieser ihm unklaren und als „verhasst“ erklärten Kunstform kategorisch abzuwenden.
Was das Arbeiten unter solcher musikalischen Leitung für einen Belcanto liebenden Sänger heißt, kann sich jeder „ausrechnen“.
Dieses einschränkende und demotivierende „Banausentum“, sowie das unerklärlich stur erscheinende Auffassungsgefälle gegenüber dieser Gesangskunstform zwischen Deutschland Nord und Deutschland Süd veranlasste Wolf-Perraudin als Hinterfragende erneut, sich auf den Weg zu machen – auf der Suche nach einer mental offenen Fachwelt und nach beglückend konstruktiven Arbeitsbedingungen in Sachen Belcanto und Italienischer Oper.
Erst nach Jahren fand Wolf-Perraudin jene Essenz von klaren, nachvollziehbaren Antworten und umsetzbaren Ergebnissen im Hinblick auf die „Besonderheiten der traditionellen italienischen Gesangskunst und der Lehre des Belcanto“ – zugunsten gesanglicher Erkenntnis und Kritikfähigkeit, sängerischer Kompetenz und veritablen Erarbeitens.
Vor dem Hintergrund eines untrüglich feinen Gehörs schien kein Weg zu weit, kein Aufwand harter Erarbeitung zu groß für den „Erkenntnisweg“ umfassender Erfahrung und Kenntnis – als wichtigste Grundlage einer seriösen Einschätzungs- und Kritikfähigkeit. „Bloßes“ Hörurteil war ihr nicht genug.
Die Ziele fachlicher Klärung benötigten weitreichendere Orientierung, Anreicherung von Erfahrung und inneres Wachstum.
Nur so konnten die großen Unterschiede stimmlichen Status’, gesangs-technischer Herangehensweise und funktionaler Umsetzung der Ton-„Produktion“ offenbar und korrigierbar werden.
Um eine Gesangstechnik einschätzen zu können, ist es notwendig, die physische Umsetzung der Tonerzeugung des Sängers zu ermitteln – die auch für eine Belcanto-Gesangstechnik fachimmanent wichtig ist.
Dieses genaue „Wie“ der Gesangstechnik erschließt sich jedoch nur vorstudierten Fachleuten, die in der Lage sind, Unterschiede der Ton-Erzeugung wahrzunehmen, zu erkennen, kinästhetisch nachzuvollziehen und zu analysieren.
Erst nach vielen Jahren sängerischer Erfahrung, Umsetzung, Studium und Kennenlernen vieler Gesangs-Techniken einschließlich ihrer Umsetzung in der Praxis konnte dies möglich werden.
Ebenso verhält es sich mit der Frage des Stimmsitzes, die nur durch die Erfahrung des „Selbst-Erlernt-Habens“ beurteilt und geklärt werden kann und damit feine Unterschiede vorhandener Eigenschaften und gesangstechnisch erworbener Professionalität beurteilen kann.
Die Nährung des sängerisch-physischen Bewusstseins durch die Gesangslehre und das sensible Gespür des „inneren Nachvollzuges“ bringt letztlich die seriöse, fachliche Kompetenz zur Beurteilung der Ausführbarkeit des Singens – ein physischer und sensorischer Prozess.
Aufgrund umfassender Anreicherung sängerischer Erfahrung mit dem Erlernen unterschiedlichster, kompletter klassischer Gesangstechniken auch schon vor den Jahren ihrer italienischen Gesangs- und Belcanto-Studienzeit 1991 – 2011 konnte ausreichend seriöse, verantwortungsbewusste sängerische Fachkompetenz entstehen und reifen:
viel Klärung, Kenntnis, Erfahrung und Erkenntnis-Gewinn zur Beurteilungsfähigkeit und Maßnahmen-Notwendigkeit in der klassischen Gesangskunst und vokalen Ausbildung von Stimme und Gesang.
Nun wurde es möglich, der „verwaschenen“ sängerischen Einschätzungsfrage italienischer Gesangskultur in Sachen Belcanto-Stilistik inhaltlich und seriös fach-kompetent zu begegnen … betreffs Atem- und Stimmführung, Stimmfarbe, Stimmsitz, Stimmtechnik, Stimmästhetik, sowie sängerischer Gestaltung und Interpretation.
Welche Bereicherung jedoch fühlbar ist,
wenn man mit Wissen und richtiger Anleitung
tief in das eigene Erleben eintauchen,
es verstehen und umsetzen kann …
die Welt der Musik zwischen eigenem Empfinden,
Gestalten und Imagination erlebt ? …
Das Erleben der Stimme durch sich selbst …
ist ein Schatz,
der für den Unwissenden unerreichbar bleibt.