Professore Ettore Campogagliani
- berühmter Gesangslehrer an der Università di Padova

Ein Erfahrungsbericht von Petra Wolf-Perraudin:

In Italien berühmter, anerkannter Professor und Meister des Belcanto, dabei namhafter Professor großer Belcantosänger der Gegenwart wie: Luciano Pavarotti, Tenor und Mirella Freni, Sopran
Auf meinen Studienwegen am Ende meines Gesangsstudiums in Hamburg - genährt durch die Spielpläne von Prof. Rolf Liebermann mit zahlreichen Belcanto-Opern, wuchs bei mir Leidenschaft für den italienischen Belcanto.

In Paris hatte ich zuvor bei Maestro Ugo Ugaro Belcanto-Partien des Mezzosopran-Fachs der Oper studiert und wollte mich - jetzt rein gesangstechnisch - weiter für das italienische Fach stimmtechnisch ausbilden lassen.

In Hamburg vertrat man die Lehrauffassung, der Belcanto sei nur ein Stil, den quasi jeder Sänger beherrschen könne.
Das wollte ich jedoch nicht so recht glauben, da sich die Erfahrungen meiner Opernbesuche bei Stimmen wie Caballé, Horne, Simonato, Capuccilli, Bruson, Nucci, Obrazova und vielen anderen Belcanto-Weltstars völlig von dieser Lehrmeinung unterschieden.
Diese Stimmen hatten eine besondere Stimmführung und eine besondere Klangfähigkeit - und das wichtigste:
sie beeindruckten mit "Seelentönen" als Farben des Herzens, so dass Rührung sowie Begeisterung der Zuhörer einfach nicht enden wollte.
Der enthusiastische Applaus des Publikums war jedesmal so beeindruckend wie mitreißend.

Diese Sänger berührten ihr Publikum - aus meiner Sicht - auf einer anderen Gefühlsebene und mit einer großen Leichtigkeit.
Die Belcantostimmen aus Italien sangen völlig frei, klangen voll und mühelos, sichtbar auch in der Mimik. Auch große Töne sangen sie völlig entspannt.
Mein Interesse für die Belcanto-Technik entwickelte sich.

Ein deutscher Sänger, erlernt das Denken, z.B. wie man einen Orchesterklang "durchdringt".
Gewiss, eine wichtige Frage und eine Thematik, die mich seit meinem späten Gesangsstudium beschäftigte, ebenso wie die Frage, warum eine deutsche Stimme nicht so italienisch klingen konnte wie die eines Italieners.
Die Lehrmeinung sprach von:
angeborenen Eigenschaften, die aus der Kultur heraus begründet seien, bis hin zu angeborenen Stimmanlagen. Ich wollte mehr darüber herausfinden.

Signore Campogagliani war ein berühmter Lehrer. Das Mozarteum unter Prof. Schilhawskys Leitung verpflichtete ihn zur Vermittlung der italienischen Belcanto - Technik im Rahmen einer Meisterklasse in Salzburg. Und tatsächlich, Signore Campogagliani, damals schon im Rentenalter, hat die Stimmen ohne viel Energieaufwand und hohe Anforderungen trainiert.

Die Studenten erhielten Gesangsstunden mit Vokalizzi und Esercizi, Tonskalen rauf und runter. Durch alle Tonarten.
Alles wirkte spielerisch, locker und die Entwicklung der Teilnehmer war im Vergleich zum geringen Aufwand phänomenal. Es war eine wichtige und neue Erfahrung für mich.

Signore Campogagliani hat kaum etwas eingesetzt und die Stimmen entwickelten sich in kürzester Zeit fast wie von selbst - so auch meine. Dazu ließ er Repertoire singen, das mit relativer Mühelosigkeit gelang.
"Un vero mezzosoprano" - für ihn war die Stimmfach-Diagose vom ersten Vorsingen klar, und er ließ durchblicken, dass es nur wenige "echte" gäbe.


Durchschaut habe ich die Technik des Belcanto erst viel später - in intensivster, langjähriger Auseinandersetzung, in meiner Zeit mit Franco und Loretta Corelli.

Mit Professore Ettore Campogagliani studierte ich 1982.